2024.05.18 - Frankfurter Allgemeine - Interview with Slash
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2024.05.18 - Frankfurter Allgemeine - Interview with Slash
- Original article in German:
- Interview mit Slash :
An der Kreuzung umgedreht
Von Christian Riethmüller
Guns N’Roses-Gitarrist Slash hat mit reichlich Prominenz „Orgy of the Damned“ eingespielt. Es ist ein Album voller Bluesrock- und Blues-Klassiker, die ihn selbst beeinflusst haben.
Ein meisterlicher Rockgitarrist geht auf die Sechzig zu, besinnt sich seiner Wurzeln und nimmt ein Album voller Blues-Standards auf: Dieses Klischee wollten Sie mit Ihrer neuen Platte aber nicht bedienen. Was war denn Ihr Antrieb, und warum haben Sie sich für bestimmte Songs entschieden?
Bei der letzten Guns N’Roses-Tour gab es eine kleine Pause zwischen den Etappen, und die wollte ich für ein Blues-Album nutzen, das ich schon länger im Hinterkopf hatte. Also kein Blues-Album im traditionellen Sinne, sondern Songs, zu denen ich aufgewachsen bin und die mich als Gitarrist inspiriert haben. Es ist die Blues-Version, wie sie die britischen Rockgitarristen gespielt haben. Ich habe aber auch von den Originalen gelernt, bei Sessions oder in Cover-Bands mitgespielt. Als ich seinerzeit Guns N’Roses verließ (1996, die Red.) und überlegte, was ich nun tun könnte, schloss ich Freundschaft mit einigen dieser Blues-Session-Leute, und wir gründeten die Band Slash’s Blues Ball. Wir tranken viel, reisten herum, spielten Covers, nicht nur in Amerika, sondern sogar in Europa, nahmen aber nie eine Platte auf.
Doch nun war Zeit dafür?
Genau. Der Hauptgrund für das neue Album war, es mit den Leuten von damals einzuspielen. Einige der Songs waren auch auf unserer damaligen Setlist. Diese Setlist wollte ich aber nicht komplett übernehmen, weil das dann wirklich zu klischeehaft geworden wäre. Deshalb wählte ich etwa „Living In The City“ von Stevie Wonder und eben nicht „Superstition“. Von Albert Kings „Born Under A Bad Sign“ gibt es wiederum so viele Versionen, dass ich mir gedacht habe, mit meiner dann auch noch gut wegzukommen. „Oh Well“ von Fleetwood Mac wollte ich immer spielen, hatte bisher aber noch keine Gelegenheit dazu.
Hatten Sie bei der Auswahl der Songs auch immer an deren viele Versionen gedacht? Beim „Crossroad Blues“ etwa?
Da wollten wir uns erst an Robert Johnsons Original orientieren, doch ist das etwas langsam und sehr auf die Gitarre konzentriert, was mit der Band wiederum nicht so gut funktioniert. Also lag die Version von Eric Clapton mit Cream nahe, auch weil Cream für mich so inspirierend waren, als ich anfing Gitarre zu spielen. Ich habe mir diese Version aber nicht mehr angehört, sondern meine eigene Interpretation gefunden, bei der ich auch einen anderen Mittelteil einsetzte. Glücklicherweise haben die Licks gepasst.
„Glücklicherweise“ sagt ein herausragender Instrumentalist wie Sie?
Ja, weil das ja nicht geplant oder willentlich passierte, sondern während der Interpretation. So ähnlich ist es uns auch bei „Killing Floor“ von Howlin’ Wolf gelungen, das mit „Rockin’ Daddy“, ebenfalls ein Howlin’-Wolf-Song, vermischt ist. Selbes Tempo, doch unterschiedliche Licks, die aber gut zueinanderpassen. Das wollte ich immer schon verbinden. Und weil ich so viele Live-Versionen des Songs kenne, besonders von Led Zeppelin, die ihn gern in ihre Jams bei ihren Live-Auftritten integrierten, habe ich für meine Version ein großartiges Lick von Jimmy Page übernommen, als Hommage an ihn, weil er mich so beeinflusst hat.
Nun haben Sie nicht nur bekannte Songs ausgewählt, sondern auch sehr berühmte Gäste eingeladen, die diese singen oder als Solisten zu hören sind, darunter Iggy Pop, Paul Rodgers, Brian Johnson, Beth Hart, Chris Stapleton, Chris Robinson, Demi Lovato, Steven Tyler, Gary Clark Jr., Billy Gibbons oder der Mundharmonika-Virtuose Les Stroud. Waren die alle zufällig in der Nähe, oder hatten Sie bei denen noch etwas gut, weil Sie selbst ja auch bei vielen Gelegenheiten als willkommener Gast zur Stelle sind?
Ich hatte ja diese wunderbare Band zur Verfügung, und wir haben gewiss unseren Blues studiert, aber eben nicht in dieser Weise, wie es all die großartigen Musiker getan haben, die da draußen den traditionellen Blues spielen. Deshalb dachte ich, eine etwas eklektischere Sichtweise auf die Songs könnte sicher interessant sein. Als wir dann mit den Proben begannen, überlegte ich, welche Stimme zu welchem Song passen könnte. Bei „Born Under A Bad Sign“ etwa dachte ich automatisch an Paul Rodgers, weil er einer der besten britischen Rocksänger überhaupt ist. Also rief ich ihn an, und er sagte sofort zu. Billy Gibbons hingegen war erst skeptisch, obwohl wir uns sehr gut kennen. Ihm schickte ich also ein Demo, damit er hören konnte, welche Interpretation von „Hoochie Koochie Man“ mir vorschwebt. Eine Herausforderung waren aber weniger die vielen Telefonate, sondern eher die knappe Studiozeit. Wir hatten nur etwa eine Woche. Einige der Gäste waren ohnehin in der Nähe, andere flogen ein, und manche nahmen ihren Part bei sich auf, und wir fügten es dann ein.
Eine erstaunliche Interpretation ist „Killing Floor“, gesungen vom AC/DC-Frontmann Brian Johnson, der hier eine andere Stimmlage als gewohnt gewählt hat. Er klingt nun eher wie Tom Jones. Mussten Sie ihn erst davon überzeugen?
Er wählte anfangs in der Tat das hohe Register, und es klang wie AC/DC. Doch dann erinnerte er sich daran, wie er das Lied als junger Mann intoniert hatte und wie wichtig es ihm seinerzeit gewesen war. Und so hören wir ihn nun. Mir gefällt es.
Auto-translation:
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Interview with Slash:
Turned at the Crossroads
Guns N’ Roses guitarist Slash has recorded "Orgy of the Damned" with plenty of prominence. It's an album full of blues rock and blues classics that have influenced him.
By Christian Riethmüller
A masterful rock guitarist approaching sixty, recalling his roots and recording an album full of blues standards: This stereotype wasn't what you wanted to fulfill with your new record. What was your motivation, and why did you choose certain songs?
During the last Guns N’ Roses tour, there was a small break between legs, and I wanted to use that for a blues album that I had been thinking about for a while. So, not a blues album in the traditional sense, but songs that I grew up with and that inspired me as a guitarist. It's the blues version as played by British rock guitarists. But I also learned from the originals, played in sessions or cover bands. When I left Guns N’ Roses (in 1996 - Ed.), and was thinking about what to do next, I became friends with some of these blues session guys, and we formed the band Slash's Blues Ball. We drank a lot, traveled around, played covers, not only in America but even in Europe, but we never recorded an album.
But now was the time?
Exactly. The main reason for the new album was to record it with the people from back then. Some of the songs were also on our setlist back then. But I didn't want to completely take over that setlist because that would have become really cliché. That's why I chose, for example, "Living In The City" by Stevie Wonder and not "Superstition". There are so many versions of Albert King's "Born Under A Bad Sign" that I thought I could get away with my own. I always wanted to play "Oh Well" by Fleetwood Mac but never had the opportunity.
Did you always think about the many versions of the songs when choosing them? Like with "Crossroad Blues"?
We originally wanted to orientate ourselves on Robert Johnson's original, but it's a bit slow and very focused on the guitar, which didn't work so well with the band. So, Eric Clapton's version with Cream was an obvious choice, also because Cream were so inspiring to me when I started playing guitar. But I didn't listen to that version anymore; instead, I found my own interpretation, including a different middle part. Fortunately, the licks fit.
"Fortunately," says an outstanding instrumentalist like you?
Yes, because that didn't happen planned or intentionally, but during the interpretation. We also managed to do the same with "Killing Floor" by Howlin’ Wolf, which is mixed with "Rockin’ Daddy", also a Howlin’ Wolf song. Same tempo, but different licks that fit well together. I always wanted to combine those. And because I know so many live versions of the song, especially by Led Zeppelin, who liked to integrate it into their jams during their live performances, I took a great lick from Jimmy Page for my version, as a tribute to him because he influenced me so much.
Now you haven't just selected well-known songs but also invited very famous guests to sing them or to be heard as soloists, including Iggy Pop, Paul Rodgers, Brian Johnson, Beth Hart, Chris Stapleton, Chris Robinson, Demi Lovato, Steven Tyler, Gary Clark Jr., Billy Gibbons, or harmonica virtuoso Les Stroud. Were they all coincidentally nearby, or did you owe them something because you yourself are also a welcome guest on many occasions?
I had this amazing band at my disposal, and we've certainly studied our blues, but not in the way all those great musicians out there do, playing traditional blues. That's why I thought a slightly more eclectic view of the songs could be interesting. When we started rehearsals, I thought about which voice could fit which song. For "Born Under A Bad Sign", for example, I automatically thought of Paul Rodgers because he is one of the best British rock singers ever. So, I called him, and he immediately agreed. Billy Gibbons, on the other hand, was initially skeptical, even though we know each other very well. So, I sent him a demo so he could hear what interpretation of "Hoochie Koochie Man" I had in mind. But the challenge was not so much the many phone calls but rather the short studio time. We only had about a week. Some of the guests were already nearby, others flew in, and some recorded their part at their place, and we added it later.
An astonishing interpretation is "Killing Floor", sung by AC/DC frontman Brian Johnson, who has chosen a different vocal range here. He now sounds more like Tom Jones. Did you have to convince him of that first?
Initially, he did indeed choose the high register, and it sounded like AC/DC. But then he remembered how he had sung the song as a young man and how important it was to him back then. And that's how we hear him now. I like it.
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